Wie würden Sie reagieren, wenn ich Ihnen sage, dass Sie nur die Hälfte der Zeit wirklich arbeiten? Eine Harvardstudie belegt, dass unsere Präsenz zu 47% unserer Zeit wandert und wir nicht im gegenwärtigen Moment sind. Das heißt, dass wir nur 53 % des Tages produktiv sind. Wir sind nicht so fokussiert und effektiv, wie wir sein könnten und erreichen dadurch gewünschte Erträge und Erfolge nicht so rasch.

Der Grund dafür ist, dass wir unseren Kopf permanent mit unterschiedlichen Informationen füttern. Wir betreiben Multi-Tasking und überladen uns mit Aufgaben, die im Kopf gelöst werden sollen. Inmitten zahlreicher Anforderungen verlieren wir die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit zu managen.

Wer von Ihnen kennt das? Wir nehmen uns vor, eine unserer Aufgaben abzuarbeiten, doch dann klingelt das Telefon. Wir nehmen den Anruf entgegen und sind mit unseren Gedanken noch bei dem Projektkonzept, das wir gerade erstellen. Anschließend kommt ein Kollege zu unserem Arbeitsplatz und bittet uns um ein Gespräch. Währenddessen füllt sich unser E-Mail Postfach mit dringlichen Anfragen.

Doch sind all diese Tasks wirklich wichtig? Was hat Priorität? Wofür entscheiden wir uns, und wonach richtet sich unsere Entscheidung?

Wichtige Gehirnregionen durch achtsames Atmen trainieren

Wenn wir im Stress sind, wird unser limbisches Gehirn und somit der „fight-flight-freeze“ – Modus aktiviert. Das Gehirn veranlasst schlagartig die Freisetzung von Adrenalin, und liefert somit die Energie für überlebenssicherndes Verhalten. Auslöser kann bereits Ärger über ein E-Mail oder ein unangenehmes Gespräch in der Firma sein. Wir reagieren in diesen Momenten oft „über“, treffen Entscheidungen nicht rational und nicht mit dem Herzen.

Achtsamkeit verhilft uns dazu, dass wir wieder selbst wählen können, wohin wir unsere Aufmerksamkeit und unseren Fokus lenken. Bereits durch 3 einfache Schritte gelangen wir zu mehr Achtsamkeit:

  1. Die Aufmerksamkeit auf einen „Anker“ richten, wie zum Beispiel den Atem
  2. Das Wahrnehmen ablenkender Gedanken und diese bewusst ziehen lassen
  3. Das Bewusste sich Re-fokussieren auf den „Anker“

Wenn wir achtsam atmen, lernen wir, uns zu entspannen und loszulassen. Wir fördern damit die Aktivierung unserer frontalen Gehirnregionen, die starke Emotionen managen. Sie reagieren mit Flexibilität, wenn ein Ereignis uns zu überwältigen droht, und sie ermöglichen uns, empathisch mit anderen umzugehen. Wenn wir dieses Bereich des Gehirns trainieren, fühlen wir uns entspannter, glücklicher und leichter. Wir werden uns unseres Denkens und unserer Emotionen gewahr.

Das Zusammenspiel von Körper und Geist

Achtsame Atmung beeinflusst jedoch nicht nur unsere Denkmuster, sondern auch unseren Körper. Körperliche Blockaden können durch bewusste Wahrnehmung und gezielte Atemtechniken gespürt und aufgelöst werden. Unser Energieniveau steigt, und unser überlasteter Geist kann sich entspannen.

Indem wir unseren Körper besser spüren, stärken wir wiederum unsere neuronalen Netzwerke, die unsere Entscheidungsfähigkeit unterstützen. Wir lernen, unsere Aufmerksamkeit gezielt dahin lenken, wo wir sie brauchen. Durch bewusstes Atmen trainieren wir wichtige Gehirnregionen. Wir nehmen Prioritäten leichter wahr und treffen dadurch bessere Entscheidungen.

Über den Autor

Mag Eva-Maria Schneider hat über 10 Jahre Erfahrung im Personalmanagement und der Personalentwicklung von nationalen und internationalen Unternehmen: JobTransFair GmbH, 2005-2012, und OMV, 2012-2016. Erfahrung im Bereich Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement: Verantwortliche für Gesundheitsförderung bei Job-Transfair GmbH, 2009-2012, und bei diepartner.at – Sozial- und Gesundheitsmanagement, 2005. Vortragstätigkeit zu Frauen- und Gesundheitsthemen, insbesondere auf der WKW FH Wien: Gender & Diversity Management für Personal Manager, 2011/12, sowie auf der 2. Konferenz Gesundheit fördert Beschäftigung, Rathaus Wien, 2010. Zahlreiche Ausbildungen zu den Themen Frauengesundheit und körperorientierte Coaching- und Therapiemethoden sowie Female Leadership. Studium der Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheitssoziologie an der Universität Wien und der University of Roehampton, London. Publikationen: “Costa Rica: Gesundheit, Krankheit und Heilung im kulturellen Kontext”, VDM Verlag 2008

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