Wie ein großes Herz die Welt ein bisschen besser machen kann  

Durch die zunehmende soziokulturelle Diversität in der Arbeitswelt wird interkulturelles Know-how für Mitarbeiter immer wichtiger. DDr. Christine Wallner arbeitet seit sieben Jahren als Ärztin in Afrika. Die von ihr gegründete Hilfsorganisation Africa Amini Alama leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Schwerpunkt ihrer Krankenstation ist die medizinische Betreuung von Frauen und ihren Kindern. Hier erzählt sie, wie sie die kulturellen Unterschiede im Arbeitsalltag meistern konnte und wie durch die Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Kulturen beide Seiten profitieren können.

In unserer vernetzten Welt finden wir uns immer häufiger in multikulturellen Teams wieder. Wir sind mobiler denn je, bereisen jedes Fleckchen dieser Erde, leben, studieren oder arbeiten einige Zeit im Ausland und stoßen dort oft auf ein ungewohntes Arbeitsumfeld, auf andere vorherrschende Normen und Werte. In unserem Hilfsprojekt in Tansania arbeiten Österreicherinnen und Österreicher mit vielen einheimischen Helfer/innen zusammen. Österreichische Volunteers, Ärzt/innen, Lehrer/innen, Krankenschwestern und Pfleger kommen mal kürzer, mal länger zu uns nach Momella im Norden von Tansania, um mit mir und meiner Tochter Cornelia, die als Geschäftsführerin das Projekt leitet und als Ärztin Patientinnen und Patienten versorgt, gemeinsam mitanzupacken. Die lokale Bevölkerung ist sehr divers. In Tansania gibt es an die 130 verschiedenen Ethnien und fast genauso viele Sprachen werden gesprochen. Am Fuße des Kilimanjaro, wo wir unser Projekt aufgebaut haben, leben hauptsächlich Maasai und Meru. Unser Team bei Africa Amini Alama kommt zum Großteil aus Tansania. Mittlerweile beschäftigen wir rund 150 Mitarbeiter, darunter Heimmütter, Lehrer/innen, Krankhauspersonal, Tourguides oder Zimmermädchen. Diese österreichisch-tansanische Zusammenarbeit war ein großer Lernprozess für uns alle.

Momella Health Center für Frauen

Ein Hauptanliegen von Africa Amini Alama ist die akute wie langfristige medizinische Versorgung von Frauen und Kindern. Unser Health Center ist bis über die Grenzen Tansanias hinaus bekannt und die Patientinnen kommen von weit her, um kostengünstige medizinische Behandlung zu erhalten oder ihr Kind zur Welt zu bringen. Wir können Ultraschalluntersuchungen und sogar Kaiserschnitte in unserem neuen OP-Saal durchführen. Ein besonderer Fokus liegt in der Prävention und Früherkennung von Krankheiten, die im Frühstadium sehr effektiv behandelt werden können, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs und Brustkrebs. Zusätzlich bieten wir Vorsorge für Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, HIV oder Tuberkulose an. Für uns ist es immer wieder erschreckend, wie wenig die Frauen über ihren Körper, ihren Zyklus, Verhütungsmittel und über sexuell übertragbare Krankheiten Bescheid wissen. Deshalb bieten wir auch Aufklärungsseminare zu „sexual education“ für die umliegenden Einrichtungen und auch innerhalb des Projekts an. Durch unser tansanisches Ärzteteam sind wir in den lokalen Communities sehr gut integriert und finden mit sensiblen Themen leichter Zugang.

 

Wir wollen die Stellung von Frauen in der Gesellschaft stärken

Als Österreicherinnen in Tansania gab und gibt es für uns immer wieder interkulturell herausfordernde Situationen. Der größte kulturelle Unterscheid ist sicherlich das Verhältnis zwischen Mann und Frau und das Konzept von Familie. Der Mann steht über allen und die Frauen dienen ihm. Wenn beide damit einverstanden sind, gibt das eine gute afrikanische Ehe. Kinder haben einen anderen Stellenwert als bei uns, sie sind die letzten in der Versorgungskette und werden von klein auf als Arbeitskräfte betrachtet. Schule bedeutet für sie den Sprung in die Freiheit. Unser Projekt unterstützt Frauen, indem sie die Möglichkeit bekommen, einen Beruf auszuüben. Wir sehen uns nicht als karitative Organisation, die Almosen verteilt, sondern wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe und erwarten von unseren Mitarbeitern, selbst Verantwortung zu übernehmen. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Kinder positiv entwickelt. Früher wurden zehn Kinder von einer Frau verlangt, heute reichen der Gesellschaft auch drei oder vier, die aber durch die bessere medizinische Versorgung höhere Überlebenschancen haben. Wir sehen die kulturellen Unterschiede zwischen uns Österreichern und der Meru- und Maasai-Bevölkerung als Motor, der vieles bewegen kann und von dem beide Seiten profitieren können.

Der erste Schritt: Vertrauen aufbauen

Aufrichtigkeit und ein volles Herz sind meine Zugänge bei der Arbeit und im Leben. Afrika Amini Alama bedeutet „Afrika, ich glaube an dich“. Man sagt, dass es mindestens drei positive Erlebnisse braucht, die ein Mensch mit einem anderen Menschen erleben muss, um ihm vertrauen zu können. Diese drei Vertrauenserlebnisse waren für mich ein Jahr nach der Gründung der Organisation bei der umliegenden Bevölkerung erfüllt. Nur durch ihre Mithilfe konnte Africa Amini Alama Fuß fassen und medizinische und soziale Hilfe leisten.

Kulturelle Unterschiede meistern

In jedem Land sind die Dinge anders. Ich musste Vieles lernen. Zum Beispiel sich daran zu gewöhnen, dass ein ganzer Tag Arbeit, den ich mit meinem Geld bezahlt hatte, nur einen halben Tag wirklicher Arbeit bedeutet. Die Menschen hier können schwer Dinge fertig machen, schon gar nicht unter Druck. Im Vergleich zur lokalen Bevölkerung sind wir Österreicher strukturierter, aber auch kühler. In unserem Arbeitsverhalten herrscht eine gewisse Regelmäßigkeit, das fehlt hier. Hier muss Arbeit mit Freude und kurzfristigen Zielen verbunden sein und soll möglichst nicht länger als ein Tag dauern. Es macht nur Sinn, ein Ziel in deren Zeitraum anzupeilen. Das war für einen ungeduldigen Menschen wie mich eine sehr große Umstellung. Mittlerweile kann ich das viel gelassener nehmen.

Gemeinsame Standards definieren

Bei der Zusammenarbeit in einem multikulturellen Team müssen erst gemeinsame Standards definiert werden. Eine gute Kommunikationskompetenz, viel Empathie und Sensibilität haben mir dabei weitergeholfen. Mit jedem einzelnen Menschen habe ich die Aufgaben und Abläufe gemeinsam durchbesprochen. Meine Intentionen waren Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, mit sparsamen Mitteln zu arbeiten und mit vollem Herzen bei der Sache zu sein. Das wurde unser gemeinsamer Standard, der von allen Beteiligten angenommen wurde. Als Motivation hat sich für unsere Mitarbeiter/innen herausgebildet, dass sie mir damit eine Freude machen konnten. Ich sehe es als Aufgabe von meinem Team und mir, dass wir den Leuten ein Vorbild sind, an dem sie sich orientieren können. Aber auch umgekehrt haben uns meine Tochter Cornelia und ich auf die afrikanische Lebens- und Arbeitsweise eingestellt und uns angepasst.

Kulturelle Vielfalt ist eine Bereicherung für alle

Wir beschäftigen nur afrikanische Mitarbeiter und bevorzugen lokale Lieferanten. Als Arbeitgeber bieten wir eine faire und wertvolle Beschäftigung und fördern Nachhaltigkeit und den lokalen Kapazitätsaufbau. Für mich persönlich gibt es kaum eine bessere Art, sich selbst zu entdecken, sein Herz zu öffnen und Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen als mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis zusammenzuarbeiten. Andere Kulturen zu erfahren ist eine unglaubliche Bereicherung – wenn das im Jobkontext geschehen kann umso besser. Wir haben es geschafft, dass die Frauen von Momella ihre Kinder nicht mehr zuhause auf die Welt bringen müssen, sondern in einer hygienischen Umgebung mit der Unterstützung eines Arztes und einer Hebamme. Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei helfen, dass die Kinder von Momella vom ersten Tag an ihres Lebens ausreichend medizinische Versorgung erhalten und in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Frauen mehr sind als die Dienerinnen ihrer Männer, sondern als die starken und wertvollen Menschen verstanden werden, die sie sind. Für sie und für uns zählt jede Spende. Danke!

Selbst eintauchen: Heldenreise in das Massailand

Für Führungskräfte, die selbst in das Leben der Massai eintauchen wollen, haben wir eine „Heldenreise“ ins Massailand ins Leben gerufen. Wir geben Führungskräften die Möglichkeit, sich in der Umgebung von Massaikriegern auszuprobieren, ihre Haltung und ihren Zugang zu schwierigen Herausforderungen zu überprüfen. Wir wollen dazu beitragen, eine neue Haltung im Leadership zu schaffen. Wer seine Rolle und seine Persönlichkeit in schwierigen Situationen gut kennt, der wird im Alltag leichter Lösungen finden. Und wer im Leben eines Massai alle Herausforderungen überwinden kann, der wird auch im Berufsleben erfolgreich sein. Nähere Informationen zu unserer Heldenreise finden Sie hier.  

Africa Amini unterstützen

Sollten Sie einen Beitrag leisten und die Projekte von Africa Amini Alama unterstützen wollen, so ist dies über unser Spendenkonto möglich.

Spendenkonto:
Africa Amini Alama
IBAN: AT141200051846031508
BIC: BKAUATWW
Oder schenken Sie einem Kind eine Chance auf Zukunft – mit Patenschaften um 30 Euro pro Monat.

 

Besuchen Sie uns vor Ort

Solltet Sie uns und unsere Projekte in Tansania gerne einmal besuchen kommen wollen, so finden Sie weitere Informationen unter http://africaaminilife.com/de