„Wie werden wir innovativer?“ ist derzeit eine beliebte Frage in vielen Unternehmen. Wichtige Teilfragen sind: „Wie fördern wir Innovation?“, „Wie bekommen wir innovative MitarbeiterInnen?“ oder „Wie entsteht Innovation?“, um nur drei Beispiele zu nennen.

Eine gute Methode für Innovation ist, Fragen zu stellen, die so noch nie gestellt wurden, alltägliche Dinge und Handlungen zu hinterfragen, genau hinzusehen und eine Lösung zu finden, die nicht von den altbekannten Routinen abhängig ist. Das wird auch gerne als „Querdenken“ oder als „Denken out of the Box“ bezeichnet.

Zu den Menschen, die ein angeborenes Talent dafür haben, quer zu denken, gehören Personen mit Autismus. Das ist eine angeborene andere Reizverarbeitung im Gehirn, wodurch die Welt anders gesehen wird. Erhöhte Detailwahrnehmung, Mustererkennung, Konzentrationsfähigkeit, Genauigkeit und Ehrlichkeit sind Stärken, die Menschen mit Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus, oft mitbringen.

„Immer wieder berichten Unternehmen, die bereits erfolgreich mit KollegInnen mit Autismus zusammenarbeiten, dass deren kritischer und rein logischer Geist schon so manche Prozessinnovation begründet hat. Wissenschaftlern und Forschern werden oft autistische Züge nachgesagt, denn Menschen mit Autismus zeichnet unter Anderem aus, dass sie den Status Quo gerne hinterfragen!“, sagt Elisabeth Krön, Leiterin des Social Business Specialisterne Österreich. „Mit diesem Potential richtig umzugehen braucht aber ganz andere Wege der Rekrutierung und Zusammenarbeit.“ Specialisterne ist Meister darin, QuerdenkerInnen zu rekrutieren und Unternehmen dabei zu helfen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass der nötige Freiraum für Spitzenleistungen entsteht. Die ursprünglich dänische Organisation findet seit Jahren Jobs für Menschen mit Autismus, die oft besondere Talente mitbringen, nach denen am Bewerbermarkt vergeblich gesucht wird.

Um dieses Innovationspotential breiter zugänglich zu machen, bietet Specialisterne „Denk Quer“-Workshops an, die ab September Führungskräften aller Branchen offen stehen.  Das Besondere an den Workshops ist die Beteiligung eines Querdenkers mit Autismus, wodurch  Führungskräften demonstriert wird, welche Vorteile für die Innovationskultur „Anders-Sein“ mitbringt. Teilnehmende können ihre konkreten Ideen und Fragestellungen unter dem kritischen Auge eines Innovationsberaters mit Autismus bearbeiten. Kreativitätstechniken, Erweiterung der Perspektive, aber auch der Innovationsprozess oder die Rekrutierung von QuerdenkerInnen können Schwerpunkt der maßgeschneiderten Formate sein.

Gerade das Finden von innovativen MitarbeiterInnen für Unternehmen stellt PersonalerInnen vor dem Hintergrund von stark standardisierten HR Prozessen vor Herausforderungen. Ein Experte oder eine Expertin für den Umgang mit Computern wird gesucht, aber im Bewerbungsgespräch soll diese Person durch den Umgang mit Menschen glänzen. Lebenslauf-Schablonen und strikte Stellenbeschreibungen erfassen die Potentiale von unkonventionellen Kandidat*innen nicht ausreichend. Specialisterne weiß, dass es einen stärkenorientierten Zugang braucht: Den „Norm-Kreativen“ gibt es nicht – und Mitarbeiter*innen, die tatsächlich innovativ querdenken sollen, brauchen dafür auch den nötigen Freiraum.

 

Über den Autor:

Dr. Johannes Klietmann hat selbst das Asperger-Syndrom, eine hoch funktionale Form des Autismus. Er arbeitet als Innovationsberater im Rahmen von Führungskräfteworkshops für das Unternehmen Specialisterne. Nach seinem Studium der Paläobiologie hat er zunächst in der Privatwirtschaft gearbeitet. Nach seiner Diagnose hat er sich an Specialisterne gewandt, die besondere Talente von Menschen mit Autismus fördern und einsetzen. Für das Projekt „Denk Quer“ hat er sich in den Themengebieten Innovation und Innovationsmanagement, Autismus sowie gehirngerechtes Arbeiten weitergebildet.

Mehr unter www.denkquer.at oder www.specialisterne.at

Foto Johannes