Es kursieren Werte zwischen 10 und 50 Prozent unserer Arbeitsplätze (oder Teilbereiche unserer Arbeit), die von der Automatisierung betroffen sein und in 10 bis 20 Jahren nicht mehr existieren werden. Gibt es einen Marker, welche 10-50 Prozent der Arbeitsplätze dies sind? Meine Überzeugung:

Auf lange Sicht werden Menschen nur noch die „Jobs“ ausfüllen, die eine immanente Menschlichkeit besitzen.

Ich spreche nicht über die spezialisierten Aufgaben humanistischer Organisationen. Ich spreche über die Menschlichkeit in jeder Tätigkeit. Menschlichkeit kann, per Definition, nur von Menschen geliefert werden. Alles was wir tun, das keinen „Human Touch“ hat (oder von dem wir denken, es bedürfe keines solchen), läuft damit Gefahr, früher oder später automatisiert zu werden. Das hat weitreichende Auswirkungen auf die Gestaltung unserer Arbeitsplätze und damit vor allem auf die Ausbildung zukünftiger und heutiger Arbeitskräfte. Schritt 1 ist, Menschen behutsam aus existierenden Systemen heraustreten und das Gefühl eines humanistischen Arbeitsplatzes erleben zu lassen.

Solch ein Referenzerlebnis einmal gesetzt, kann jede Organisation und jedes Individuum alle weiteren Schritte davon ableiten. Das Wissen ist schon in den Köpfen, doch es bedarf eines emotionalen Erlebens. Mein liebstes Beispiel ist die letzte Übung unserer Sessions. Den Teilnehmern wird ein musikalisches Solo vermittelt. Anschließend werden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe ist die der „Performer“, welche das Solo spielen. Eine zweite Gruppe formt das „Publikum“. Aufgabe des Publikums ist das Beachten und Wertschätzen der Leistung der „Performer“.

Millionen von Menschen haben diese Übung schon mitgemacht. Doch noch nie war der Applaus initial so groß, wie es angemessen gewesen wäre. In einer zweiten Übung wird das korrigiert. Und was dann mit den Menschen passiert, ist in einem Blogbeitrag nicht zu beschreiben. Es ist ein Live-Erlebnis von transformierender Natur. Ein Begriff, den ich dafür geschaffen habe ist Applauskultur2.0. Industrie4.0 ist nur mit dem parallelen Aufbau einer Applauskultur2.0 ertragbar. Doch hinter dem Begriff steckt mehr als die Übung eines Applauses. Mehr, als auf eine DIN-A4 Seite passt. Es ist der Start einer wichtigen Reise für die Arbeitsplätze der Zukunft.

Wir sollten Arbeit nicht rein als das definieren, wofür wir bezahlt werden. Der Begriff „Arbeit“ sollte vielmehr für uns alles umfassen, was wir tun. Ein guter Kompass ist, das zu tun oder es so zu tun, sodass bei anderen Menschen strahlende Augen entstehen. Der Abend an dem wir zu Bett gehen und nicht mindestens ein einziges Paar „Shining Eyes“ bei einem anderen Menschen erzeugt haben, sollte der Abend sein, an dem wir darüber nachdenken, was wir morgen anders machen können. An diesem Kompass ausgerichtet, verändern wir den Spirit in unserem Umfeld und das Tun überdauert allen Wandel.

 

Über den Autor:

Matthias Jackel ist Geschäftsführer der Andante Communications GmbH, Inhaber von Drum Cafe, Motivationstrainer und Musik-Coach für Unternehmen. Seit 1994 entwickelte er in verschiedenen Managementpositionen Teams unterschiedlicher Firmen. Seit 2004 coacht er Führungskräfte und Unternehmen speziell mit Musik. Seine Überzeugung ist, dass der Schlüssel zur Bewältigung unserer Herausforderungen die Qualität ist, mit der wir als Gemeinschaft agieren. Matthias Jackel hat mit Melicutie® eine neue Methode zur Nutzung von Musik erschaffen, ein erstaunliches Werkzeug, um sich und das Leben zu begreifen.

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