Die wichtigsten Kompetenzen für neue Führungsansprüche

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“, sagte angeblich Albert Einstein. Heute stehen wir vor völlig neuen Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Und trotzdem versuchen immer noch viele (Unternehmen) diese neuen Probleme mit alten Methoden zu lösen. „Wahnsinn!“ könnte man da sagen. Tatsächlich sehen wir eine große Nachfrage nach Führungskräften, die im Bereich Digitalisierung fit sind. Die Technologien sind da, die Geschäftsmodelle funktionieren grundsätzlich, die Kunden würden „anbeißen“, aber wissende Manager sind rar. Menschen, die die Chancen der Digitalisierung erkennen und umsetzen können und die die zentralen Fragen des Digitalen Business beantworten können:

  • Was will ich digitalisieren?
  • Wie kann ich Geld damit verdienen?
  • Wie will ich es umsetzen?

Braucht es einen Wunderwuzzi? Nein, aber Entrepreneure!

Für HR-Verantwortliche stellt sich in erster Linie die Frage nach den richtigen Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter. Digitalisierungsprojekte werden meist dort gestartet, wo schon Digitalisierungswissen vorhanden ist. Punktuelles Wissen um einen Teilbereich der Digitalisierung reicht aber nicht für eine erfolgreiche Umsetzung.

Wenn Unternehmen Orientierung im Bereich Digitalisierung benötigen, ersten Schritte setzen oder einzelne Digitalisierungsprojekte angehen wollen, dann brauchen sie erstmal Führungskräfte mit dem passenden Know-how und Mindset. (Lassen Sie sich nicht einschüchtern von den Anforderungen an neue Positionen wie „Chief Digital Officer“. Hier werden tatsächlich die Wunderwuzzis gesucht. Die sind rar, teuer und schwer zu finden.) Suchen Sie nach Menschen mit unternehmerischem Denken, die die wichtigsten Kompetenzen mitbringen oder sich dorthin entwickeln wollen.

Die Top 9 Kompetenzen für Führungskräfte in Digitalisierungsprojekten

Neugier: Ist für mich die Grundvoraussetzung für alle Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben. Nur wer Neues (kennen)lernen will, und sich nicht vor neuen Einsichten scheut, kann dabei erfolgreich sein. Wenn Sie nicht neugierig sind, können Sie hier zu lesen aufhören. Wenn Sie neugierig und ungeduldig sind, scrollen Sie doch bitte bis zum letzten Absatz vor.

Denken in großen Zusammenhängen: Hier geht es ums Verstehen des digitalen Ökosystems, das Erkennen von Chancen und die Entwicklung von Visionen und neuen Geschäftsmodellen. Wenn die grundlegende Vision und Strategie hinter der Digitalisierung fehlt, laufen Unternehmen Gefahr, dass sie sich in ihren Projekten verzetteln. Frei nach dem Motto: „Wir wissen zwar nicht, wo wir hinwollen, wir sind aber schneller dort.“

Das Denken aus Kunden/Benutzersicht: Wir alle sind Benutzer, und können uns sehr über benutzerunfreundliche Produkte ärgern. Es fällt Ihnen jetzt sicher spontan eines ein. Das Wissen, wie Kunden oder Benutzer mit Produkten umgehen, wofür und wann sie sie verwenden (Stichwort: User Experience) hilft Unternehmen, Ihre Angebote zu innovieren und verbessern. Und genau das ist der Zweck von Digitalisierung.

Agile Methoden und Führungsstil: Es gibt zahlreiche agile Frameworks, wie Scrum, Lean Management, Scaled Agile Framework oder Kanban. Egal, welches oder welche Kombination gewählt wird, die Vorteile liegen auf der Hand. Agile Prinzipien helfen Abteilungen und Unternehmen flexibler, innovativer und schneller zu werden. Mitarbeiter haben flexiblen Handlungsspielraum, höhere Eigenverantwortung und mehr Raum für Kreativität und eigenes Engagement. Das hilft in jedem Projekt, bei Innovationsprojekten ist es besonders wichtig. Meine Kollegin Ina Paschen hat das sehr schön in ihrem Blog-Artikel zusammengefasst.

Resilienz: Die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen und trotzdem weiter zu machen. Jeder, der sich mit Innovation, Digitalisierung oder Veränderung beschäftigt, braucht hohe Resilienz. Weil schiefgehen wird auf jeden Fall etwas? Googeln Sie mal Murphys Gesetz und lesen Sie nach.

Innovations- und Kreativitätsmethoden: Digitalisierungsprojekte sind Innovation und erfordern neue Lösungen (Sie erinnern sich? Stichwort: Wahnsinn). Dafür braucht es Kreativität. Am Anfang steht die Frage nach dem Was, z.B. Womit soll das Unternehmen in Zukunft Geld verdienen? Ideen gibt es meist viele. Die richtigen Methoden bringen eine klare Struktur in diese Prozesse, helfen die passenden Fragen zu stellen, die richtigen Benutzer zu identifizieren und innovative Lösungen zu erdenken.

Lösungsorientierung: Ist eine persönliche Haltung und steht im Gegensatz zur Problemorientierung. Der Fokus bei der Lösungsorientierung liegt auf Veränderungsmöglichkeiten. Die grundlegende Frage, die sich lösungsorientierte Menschen stellen, ist: Wie sieht mein Ziel aus und was brauche ich, um es zu erreichen? Das Verharren in Problemen (z.B. langwierige Problemanalysen) blockiert Lösungsprozesse.

Neues Arbeiten: Multidisziplinäre Projekte über Abteilungen hinweg, virtuelle Teams, Arbeit wird zeit- und ortsunabhängig ausgeführt. Arbeitsressourcen müssen schnell und mobil zur Verfügung stehen und flexibel einsetzbar sein. Neue Tools und Plattformen bieten eine Fülle an Funktionen, eröffnen neue Wege der Kommunikation und erhöhen die Arbeitseffizienz. Aber nur, wenn man weiß, dass es sie gibt und wie man sie einsetzt.

Technologie-Know-how: Führungskräfte in Digitalisierungsprojekten müssen keine Technologie-Experten sein, sollten aber Technologie-affin sein. Das gibt Sicherheit in der Diskussion mit Technikern, wenn es um die Umsetzung geht. Wenn sie Technologietrends einordnen und wissen wofür bestimmte Technologien eingesetzt werden können, dann können sie auch besser einschätzen, was für eine Umsetzung in Frage kommt. Auch bei der Auswahl der Umsetzungspartner kann es hilfreich sein.

Die gute Nachricht: Jede dieser Kompetenzen kann erlernt oder geübt werden. Ich lade Sie ganz herzlich ein, darüber mit uns zu diskutieren. Im Rahmen des HR Inside Summits am 27. September veranstalten wir einen Round Table zum Thema „Digitale Kompetenzen für Führungskräfte“. Wir beleuchten das Thema mit Experten aus unterschiedlichen Perspektiven und freuen uns über Erfahrungsaustausch und Diskussion mit Ihnen.

Über die Autorin:

Susanne Bauer ist Leiterin der Zühlke Academy Austria. Ihre Mission: Führungskräfte fit machen für die Digitalisierung. Ihr neuer Lehrgang „Digital Manager“ bietet Führungskräften ein Programm, das sie Digitalisierungschancen erkennen und umsetzen lässt.

 

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