Für RecruiterInnen ist der viel zitierte Fachkräftemangel aktuell eine große Herausforderung. 34% der österreichischen Unternehmen gaben im Jahr 2016 an, Schwierigkeiten bei der Besetzung von offenen Stellen zu haben. Dabei waren die Hauptgründe, dass spezifische Ausbildungen fehlten oder zu wenige oder keine Bewerbungen für eine Stelle eingingen.[1] Um auf diese Entwicklung zu reagieren, müssen neue Zielgruppen erschlossen werden, welche auf den ersten Blick schwer zu erreichen sind oder durch bisherige Recruiting Maßnahmen wenig oder gar nicht angesprochen wurden. Flexibilität und spezifische Ansprache von Zielgruppen sind in diesen Zeiten das tägliche Handwerk im Recruiting.

Gezielte Ansprache durch Talent Programme

20%[2] der österreichischen Bevölkerung hat eine Behinderung, wobei mehr als ¾ der Behinderungen nicht sichtbar sind. Dieser kaum adressierte Talent Pool bietet ungeahnte Potenziale und Qualifikationen. Die kaum beachtete Zielgruppe von Studierenden mit Behinderung macht immerhin 12% der Studierenden in Österreich aus und ist relativ gleichmäßig auf die unterschiedlichen Studienrichtungen und Studiengänge verteilt[3]. Trotz dieser großen Anzahl werden Studierende mit Behinderung in der Öffentlichkeit und von Unternehmen kaum wahrgenommen. Auch aus diesem Grund entscheiden sich häufig hochqualifizierte AkademikerInnen dafür, nicht offen mit ihrer Behinderung umzugehen. Gleichzeitig würden Unternehmen von gelebter Offenheit und Vielfalt profitieren und inklusive Teams erfolgreicher und effizienter interagieren.[4]

Offenheit fördern

myAbility und die speziell entwickelten Karriereprogramme adressieren diese Zielgruppe aktiv und effektiv und versucht die damit vorherrschende Stigmatisierung abzubauen.

Mit dem preisgekrönten DisAbility Talent Programm werden Studierende mit Behinderung angesprochen, beim Karrierestart unterstützt und damit Offenheit im Unternehmen gefördert. Barrierefrei gestaltete Events, wie Gruppen und Einzelcoachings, der Matching Day, an dem Talents und Unternehmen gematched werden, und Job-Shadowings in Unternehmen, bieten Einblicke und bilden Selbstbewusstsein bei den DisAbility Talents aus. Gleichzeitig werden Partnerunternehmen mit Workshops und Business-Frühstücken sensibilisiert und finden im inklusiven DisAbility Talent Team qualifizierte AnsprechpartnerInnen für das Thema Behinderung. Zu Beginn anfallende Berührungsängste werden innerhalb eines Semesters auf beiden Seiten abgebaut und DisAbility Awareness aufgebaut. So entsteht eine beidseitige Win-Win Situation.

3 Jahre 60 Talents

Das DisAbility Talent Programm 2018 läuft gerade mit 9 Unternehmen und 20 Talents. Innerhalb von drei Jahren wurden insgesamt 12 verschiedene Unternehmen bei DisAbility Recruiting Projekten durch das DisAbility Talent Programm begleitet. Über 60 Talents wurden mit diesen Unternehmen vernetzt und es konnten pro Jahr über 50% der DisAbility Talents in Praktika und Jobs vermittelt werden. Das DisAbility Talent Programm wurde sowohl von den Unternehmen als auch den DisAbility Talents in der abschließenden Evaluierung hervorragend bewertet. Durch die gesammelten positiven Erfahrungen mit dem Programm für AkademikerInnen mit Behinderung wurde nun ein neues Programm für SchülerInnen mit Behinderung gestartet, um auch den Job-Markt für Lehrlinge mit Behinderung zu öffnen: Das DisAbility Young Talent Programm. Hier werden engagierte SchülerInnen mit Behinderung mit österreichischen Top-Ausbildungsbetrieben gematched. Durch umfassendes Coaching werden Jugendliche und Unternehmen auf ein erfolgreiches Miteinander vorbereitet.

Über die Autorin:

Larissa Rexeis, B.A. ist als Marketing und Programme Analyst für die Kommunikation des DisAbility Talent Programms verantwortlich. Nach ihrem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften arbeitet sie nun bei myAbility an einer inklusiven Gesellschaft- aus der Wirtschaft heraus.“

 

Weiterführende Informationen & Quellen

https://www.myability.org/disability_talent; https://www.myability.org/YoungTalentProgramm; Fotocredit: Stefan Ebersberger.
[1] Manpower Group (2016): Studie Fachkräftemangel 2016; https://www.manpower.at/dokumente/oesterreich-studie-fachkraeftemangel-manpower-2016.pdf[2] Statistik Austria (2008) – Mikrozensus 2007; Statistik Austria (2014) – Bevölkerungsprognose 2014 [3] IHS (2016) Studierenden-Sozialerhebung 2015. Band 2: Studierende und Band 3: Tabellenband [4] https://www.myability.org/news/news/RoundTable_Februar2017