Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein Thema, über das man besonders im beruflichen Kontext meist ungern spricht. Dennoch ist es von großer Bedeutung: die Zahlen zeigen: 55 % der Frauen und 9 % der Männer am Arbeitsplatz belästigt – Tendenz steigend.
Sexuelle Belästigung kann sich in vielen Formen zeigen, von subtilen Anzüglichkeiten bis hin zu körperlichen Übergriffen. Oft stellt sich die Frage: Ab wann wird ein Verhalten zur Belästigung? Und wie spricht man das Thema an, ohne die Zusammenarbeit zu gefährden?
„Bei uns gibt’s sowas nicht“ – Eine verbreitete Fehleinschätzung
Oft höre ich von Organisationen, Führungskräften oder sogar Mitarbeitenden den Satz: „Sexuelle Belästigung? Bei uns gibt’s sowas nicht.“ Die Gründe dafür sind vielschichtig: Häufig sind es Unwissenheit – viele Menschen wissen tatsächlich nicht, was sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist, wo sie beginnt und was man dagegen tun kann – und die Tabuisierung des Themas. Oftmals ist es auch Unsicherheit, denn es ist unangenehm und schwierig, darüber zu sprechen, egal ob als Organisation, Führungskraft oder Betroffene.
Das Problem ernst nehmen: Trotzdem zeigen uns die Zahlen klar: Sexuelle Belästigung ist ein weit verbreitetes Problem. Sie kann nicht nur innerhalb einer Organisation, über Hierarchien hinweg oder im Team auftreten, sondern auch an Schnittstellen nach außen – bei Interaktionen mit Kund:innen, Sponsor:innen oder Lieferant:innen.
Gesetzliche Verpflichtungen für Führungskräfte und Unternehmen: Führungskräfte und Unternehmen tragen eine gesetzliche Verantwortung, präventiv und reaktiv vorzugehen. Vielen ist diese Verpflichtung nicht vollständig bewusst. Deshalb ist es wichtig, klare Richtlinien und Prozesse zu etablieren, die präventive Maßnahmen umfassen und einen sicheren Raum bieten, um Vorfälle zu melden.
Inklusivität und Diversität fördern: Dieses Thema zeigt uns auch, wie weit die Organisation beim Thema Inklusivität und Diversität tatsächlich fortgeschritten ist. Sexuelle Belästigung und geschlechterbezogene Diskriminierung gehen oft Hand in Hand. Beides beginnt häufig im Kleinen – oft einfach nur als Witz.
Warum wir als Arbeitgeber dieses Thema aufgreifen
Für uns als ProSiebenSat.1 PULS 4 ATV Gruppe sind intensiver Austausch und Kommunikation intern ein wesentliches Element unserer Zusammenarbeit. Neben wöchentlichen Company Meetings setzen wir verstärkt auch Schwerpunkte, die das Gespräch zu wichtigen Themen anregen sollen.
Ein Fokus ist dabei das Thema „Sexuelle Belästigung“, welches wir gemeinsam mit Nina Alice Bauregger präventiv aufbereitet haben und seitdem auch regelmäßig besprechen, um Awareness zu schaffen. Unwissenheit und Unsicherheit sowie etwaige Gefahren können wir damit aktiv ansprechen, um sowohl die Führungskräfte, als auch alle Mitarbeiter:innen für dieses Thema zu sensibilisieren.
Das Feedback ist hierzu von Beginn an sehr positiv und wir arbeiten daran, diese offene Kommunikation bei dem Thema auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Eines ist ganz klar: Ein Umfeld frei von jeglicher Belästigung und Diskriminierung ist das Ziel; allerdings muss sich kein Unternehmen muss sich verstecken, wenn es dennoch Vorfälle gibt. Wichtig ist, dass man strikt gegensteuert und Maßnahmen setzt.
* Leider gibt es derzeit noch keine belastbaren Daten zu nicht-binären Menschen, was die Notwendigkeit verdeutlicht, auch ihre Erfahrungen in den Blick zu nehmen.
Über die Autorin
Nina Alice Bauregger
Nina Alice Bauregger, ist Expertin für Leadership & Diversität. Nach ihrer 20+ jährigen Erfahrung in nationalen und globalen Führungsrollen für Konzerne (Ikea, Swarovski, Erste Bank) begleitet sie in der Zwischenzeit Unternehmen, Führungskräfte und Teams durch strategische Veränderungsprozesse.
Der Vortrag von Nina Alice Bauregger und Birgit Moser-Kadlac am HR Inside Summit 2024 war augenöffnend und schafft mit Sicherheit mehr Awarness für dieses Thema in anderen Unternehmen.
Mehr über die Aktivitäten am Summit oder Infos zu den Workshops findest du auf unserer Homepage:
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