Ist New Work DIE Chance für ein HR Upgrade?

New Work ist kein klar definierter Zielzustand auf den Unternehmen zusteuern können oder sollen, es ist vielmehr ein Prozess, eine individuelle Auseinandersetzung wie sich die Zukunft der Arbeit in der jeweiligen Organisation gestalten soll. Um den Blick nach vorne zu richten, müssen sich Organisationen zunächst mit sich selbst, mit ihren Werten, ihrer Kultur, ihren Führungsprinzipien auseinandersetzen und in einen Reflexionsmodus gehen. Das ist durchaus anstrengend.

An einem gewissen Punkt der Auseinandersetzung kommen fast immer die Themen Flexibilität, Vertrauen und Steigerung der Eigenverantwortung von MitarbeiterInnen zur Sprache. Gerade bei diesen Themenfeldern hatten wir durch Covid19 ein fantastisches Experiment im großen Stil, denn der überwiegende Teil der Wissensarbeiter wurde von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice geschickt mit ganz viel Flexibilität, Vertrauen und dem Glauben an die Eigenverantwortung.

Viele Entscheidungsträger waren vor Covid19 der festen Überzeugung, dass Mobile Working nur für eine auserwählte Gruppe von MitarbeiterInnen – meist Führungskräften – überhaupt möglich sei und wenn ja, dann nur mit klaren Regeln. Covid19 hat uns alle gezwungen in das Experiment Mobile Working einzutauchen. Learnings reichen von möglichen Produktivitätssteigerungen im Homeoffice bis hin zur Erkenntnis das nicht immer ein (juristisch einwandfreies) Regelwerk die beste Antwort liefert. Vieles hat gut, auf jeden Fall besser als in den ursprünglichen Vorstellungen, funktioniert, manches musste im Gehen angepasst werden.

Ich war schon immer eine überzeugte Befürworterin von Experimenten oder Pilotversuchen im Zusammenhang mit New Work und jetzt noch viel mehr. Wenn starke Bilder in den Köpfen verankert sind, kann man nicht durch Argumente überzeugen, sondern Menschen müssen durch eigenes Erleben lernen. Experimente für eine bestimmte Zeit sind mit überschaubarem Risiko verbunden und entlasten Entscheidungsträger; sie können etwas ausprobieren und müssen nicht sofort ein unbegrenztes Commitment eingehen.

HR wird oft zugeschrieben eher „aus dem Bauch heraus“ zu entscheiden, und das dockt zum Teil nicht an die daten- und faktenbasierte Herangehensweise des C-Levels an. Durch das Initiieren von Experimenten und dem Aufbereiten von daraus abgeleiteten Erkenntnissen kann sich HR als CEO, als Chief Experiment Officer positionieren. Und wenn man unterschiedlichen Studien Glauben schenkt, dass mehr als die Hälfte der Wissensarbeiter nicht mehr 5 Tage die Woche im Büro verbringen möchten, dann sollten weitere Experimente gestartet werden, um die besten Köpfe für das eigene Unternehmen zu gewinnen.

HR als CEO im New Work Prozess braucht ausgeprägte Kompetenzen: Confidence, Creativity und Communication.

Confidence im Sinne von Zutrauen und Mut. HR als Ambassador für die Zukunft der Arbeit in der eigenen Organisation. HR als Initiator für Experimente. HR als Gestalter für Veränderung. Bevor HR Verantwortliche Argumente wieder und wieder bringen und damit schwer durchkommen, ist Creativity für lustvolle New Work Experimente gefragt. Es geht darum etwas in der eigenen Organisation noch nicht Dagewesenes zu probieren, Hypothesen zu überprüfen und im Anschluss mit den Erkenntnissen weiter zu arbeiten. Experimente können zu Collaboration, Leadership bis hin zu neuen Entscheidungsfindungsprozessen gestartet werden.

Und dann geht es darum diese Experimente und vor allem die Erkenntnisse daraus transparent und offen auf C-Level und in der gesamten Organisation zu kommunizieren. Ganz im Sinne von „Tue Neues, lerne daraus und sprich darüber“.

Durch das Einnehmen der Chief Experiment Officer Rolle in New Work Prozessen hat HR eine langfristige Chance auf ein Upgrade und eine Positionierung als echter Sparringpartner für den C-Level.

Blogbeitrag von Sandra Micko