Wenn es um Zukunftsfähigkeit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit geht, ist „Transformation“ das Wort der Stunde. Transformation heißt, Wandel nicht passiv zu erleiden, sondern aktiv zu gestalten. Gesamtgesellschaftlich bedeutet das eine paradoxe Situation: Wir müssen, wenn wir auch in Zukunft in Freiheit, Wohlstand und Frieden leben wollen, unsere Lebensweise verteidigen. Gleichzeitig muss eben diese Lebensweise grundlegend verändert werden, wenn sie nachhaltig sein soll. 

Diese Nachhaltigkeit bedeutet vor allem, in einer endlichen Welt soziale, ökologische und wirtschaftliche Ziele auszubalancieren. Diese Balance zu erreichen und zu halten – darin liegt eine fundamentale gesellschaftliche Herausforderung, aber auch ein zentrales Thema für Unternehmen. Sie werden von (mindestens) zwei Seiten mit Nachhaltigkeit konfrontiert: von der Politik und vom Markt.

Die Politik setzt in jüngster Zeit deutliche Schritte auf diesem Feld – zum Beispiel in der Klimapolitik oder im Rahmen des ehrgeizigen „Green Deal“ der Europäischen Union. Diese Aktivitäten verändern die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns und werden das weiterhin tun. Auf den Märkten wird immer mehr nach Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit gefragt – nicht zuletzt von der „Generation Greta“. Wer hier nicht reagiert und die Nachhaltigkeitstransformation als Modetrend abtut, wird nicht dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich sein. Darin liegt ein Risiko, das immer mehr Unternehmen verstehen.

Gleichzeitig liegen in diesen Entwicklungen enorme Chancen für innovative Unternehmen. Firmen, die sich glaubwürdig zu Corporate Social Responsibility (CSR), Klimaschutz und Nachhaltigkeit bekennen und dieses Bekenntnis wirkungsvoll umsetzen, werden zu den Gewinnern der Transformation gehören. Unternehmen, die sich aktiv auf der Suche nach klimafreundlichen und nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen machen und auf den Markt bringen, winkt eine erfolgreiche Zukunft.

Unternehmerisch führt das Ziel der Transformation zu einer Erhöhung der Komplexität. Ökonomische Parameter bleiben selbstverständlich sehr wichtig – aber zeitgemäßes Management muss auch die ökologischen und sozialen Wirkungen seines Handelns beobachten und gestalten. Das heißt auch: Nachhaltigkeit muss im Kerngeschäft ankommen und lässt somit keinen Unternehmensbereich unberührt. 

Gelingen kann eine solche unternehmerische Transformation, wenn Nachhaltigkeit auch „gelebt“ wird. Auch hier gilt Peter Druckers Weisheit: „Culture eats strategy for breakfast.“ Für den Wandel zur Nachhaltigkeit heißt das: Gute Strategien sind (natürlich) wichtig – aber wenn die Kultur eines Unternehmens nicht „passen“, kann Nachhaltigkeit nicht gelingen. Die Arbeit an der Transformation zur Nachhaltigkeit ist deshalb ganz wesentlich Kulturarbeit. Es geht also um Kennzahlen, Umweltmanagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung – aber ganz wesentlich auch um Sinn, Verantwortung und Motivation.

Über den Autor:

Fred Luks hat in Hamburg und Honolulu Volkswirtschaftslehre studiert. Er beschäftigt sich seit langem in Forschung, Lehre und Management mit Zukunftsthemen. Luks war Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie. Zu seinen beruflichen Stationen gehören die Leitung eines interdisziplinären Forschungsprojekts, eine Gastprofessur an der Universität Hamburg, die Tätigkeit als Nachhaltigkeitsmanager eines großen Unternehmens und die Leitung des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören neben Beiträgen u.a. für die Zeit, den Standard und die Neue Zürcher Zeitung die Bücher „Nachhaltigkeit“ (2002), „Endlich im Endlichen“ (2010),
„Die Zukunft des Wachstums“ (2. Auflage 2013), „Öko-Populismus“ (2014), „Ausnahmezustand“ (2018) und „Hoffnung“ (2020).