Als Coach von Teams und ihren Führungskräften unterstütze ich in meinem Job das Gelingen von menschlichem Miteinander und wirtschaftlichem Erfolg. Eine Aufgabe, die im Spannungsfeld zwischen Menschen und Organisation immer wieder eine Frage aufwirft: Was brauchen Menschen auf der einen Seite und was Organisationen auf der anderen Seite, um ihr Potential wirksam zu entfalten – und das in einer Zeit, in der scheinbar nichts mehr gewiss, nichts mehr stabil und nichts mehr verständlich scheint? Fragen, auf die es mit Sicherheit keine einfachen Antworten gibt. Da ich die Suche danach aber zu meinem Job und die aufgeworfenen Fragen zu meinen Wegweisern gemacht hab, möchte ich einen Versuch starten und meine Gedanken teilen.

Aufmerksam zuhören

Antworten zu finden, beginnt stets mit dem Zuhören. Wer immer denkt, schon zu wissen oder wissen zu müssen, verstellt sich die Möglichkeit, wahrzunehmen, was gerade ist. Wo die Möglichkeiten der Ablenkung stetig zunehmen, gewinnt die Fähigkeit der fokussierten Aufmerksamkeit drastisch an Bedeutung. Uns darin zu üben, uns selbst und den Menschen um uns bewusst zu widmen, eigene und fremde Bedürfnisse wahrzunehmen und den Mut zum ehrlichen Perspektivwechsel aufzubringen, erscheint mir als eine erste mögliche Antwort.

Fokussiert machen

In einer immer komplexeren und sich immer schneller verändernden Welt, ist die Suche nach Sicherheit hoch relevant. Vieles scheint sich unserer Kontrolle zu entziehen und das stresst. Aber mehr als nur das, lenkt es unseren Fokus auch ab von dem, was wir in der Hand haben: Die Gestaltung des Umfelds innerhalb unseres Wirkungsbereichs. Es liegt an uns, ein sicheres, positives und inspirierendes Umfeld für uns selbst und diejenigen Menschen zu schaffen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. In unseren Beziehungen, Teams und Unternehmen. Wir können die Welt „da draußen“ nicht beeinflussen, sehr wohl aber über Versuch und Irrtum herausfinden, wie wir aufmerksam erkannten Bedürfnissen mit den passenden Worten und Handlungen begegnen. Stets im Rahmen unserer Möglichkeiten. Mit Sicherheit ist das ein Prozess mit einigen Schleifen, in dem es auch gilt mit Spannung umgehen zu lernen, führt in der Folge aber zu einer zweiten möglichen Antwort.

Rituale gestalten

Der Drang nach dem immer neuen Erlebnis macht es zunehmend schwieriger, dem Bewahrenden einen Platz in unserem Leben einzuräumen. Oftmals nehme ich derzeit aber genau dieses Bedürfnis wahr. Wie kann es gelingen, hinter etwas Begonnenes auch einen Schlusspunkt zu setzen? Der ständigen Beschleunigung mit Kraft aus achtsamer Pause zu begegnen? Dem grenzenlosen Eröffnen von Möglichkeiten mit bewussten Entscheidungen Grenzen zu setzen? Sich die Zeit zum Finden von zu uns passenden Ritualen zu nehmen, möchte ich als eine dritte mögliche Antwort vorschlagen.

Begegnung gestalten und Brücken bauen

Schlussendlich gilt es, uns wieder raus aus unseren Gedanken- und Teamsilos zu holen und mit „den Anderen“ in Kontakt zu treten. Durch das Definieren von neuen Formen der Zusammenarbeit und der Kommunikation Brücken zwischen „Uns“ und „Ihnen“ zu bauen, die nachhaltig das Gefühl geben, einzigartig zu sein und trotzdem, oder gerade deshalb, dazuzugehören. Dabei soll es bei aller Begeisterung für den Flow-Zustand nicht um ein rücksichtsloses Niederreißen jeglicher Grenzen gehen. Vielmehr müssen Räume eröffnet werden, in denen Zukunftsbilder entstehen, durch die sich Menschen innerhalb von Organisationen die Chance geben, miteinander und füreinander wirksam zu werden und einen sinnvollen Beitrag zum größeren Ganzen leisten können. Vor allem aber sollen diese Räume in Erinnerung rufen, dass es unser selbstverantworteter Beitrag im jeweils individuellen Rahmen ist, der bestimmt wie sich gemeinsame Beziehungen, Teams und Unternehmen für uns gestalten. Mein Vorschlag: Stellen wir uns gemeinsam der Frage, wie ein Umfeld aussehen kann, in dem Leistung und Gesundheit nachhaltig möglich und Kopf und Herz nachhaltig zufrieden werden.

Über den Autor

Unter seiner Marke Flooozone coacht Bernhard Sieber Teams und ihre Führungskräfte. In Workshops unterstützt er Menschen in Unternehmen bei der Gestaltung eines Umfelds für nachhaltige Bestleistung. Dabei fließen seine Erfahrungen als ehemaliger Weltmeister und Olympiaathlet maßgeblich ein.