Interview mit Sandra Chini, Chief People, Organization & Innovation Officer bei MAM Baby und HR Person of the Year 2021 über die Projekte und Meilensteine ihrer Karriere, ihre Rolle als Mama und Themen, welche sie 2023 beschäftigen werden.

Welche Themen haben dich in den letzten Jahren beruflich besonders beschäftigt?

Mein Team und ich haben uns in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit der Organisationsentwicklung im Unternehmen beschäftigt. Wir wachsen seit vielen Jahren kontinuierlich. Bis jetzt war dabei vor allem im Fokus ein Premium Product und eine Premium Brand aufzubauen.

Jetzt können wir den nächsten Schritt gehen

Wir haben uns voll der Aufgabe verschrieben, eine Premium Organisation zu werden. Das bedeutet für uns zunächst einmal, wirklich gut hinzuhören: Was brauchen unsere Mitarbeiter:nnen, um ihre Leistung abrufen zu können, um Freude an der Arbeit zu haben? Ganz nach den Worten unseres Gründers und Eigentümers: „Am Ende des Tages soll sich das Arbeiten wie ein Hobby anfühlen. Weil im Hobby merke ich nicht, wie die Zeit vergeht – ich bin mit viel Freude und Begeisterung dabei und dadurch habe ich auch tolle Ergebnisse.“

Jeder soll das Gefühl haben, dass etwas weitergeht

Auf uns als Unternehmen umgelegt bedeutet das, dass es am Ende des Tages darum geht, unsere Organisation so zu gestalten, dass jede:r das Gefühl hat, dass etwas weitergeht, dass effizient gearbeitet wird, man sich einbringen kann und man sich wie zuhause angenommen, verstanden und wohl fühlt.

Und so haben wir sehr viel Zeit investiert, mit unseren Kolleginnen und Kollegen Organisationsmodelle gemeinsam zu erarbeiten, die zeitgemäß und natürlich auch agil sind und zu einer ganz anderen Form der Akzeptanz, des „Dahinterstehens“ und des „Mittragens“ führen, wenn wirklich jeder seine Perspektive und seine Bedürfnisse einbringen konnte. Organisationsentwicklung, zeitgemäßes Organisationdesign und „Performing while transforming“.

Wie habt ihr diesen Austausch auch während der Covid-Pandemie und Homeoffice-Zeiten weiter vorangetrieben?

Während der Pandemie haben wir besonders gesehen, wie wichtig der gegenseitige Austausch ist. Aus dem People & Culture Bereich heraus wurden daher viele Initiativen entwickelt, aus der Fragestellung heraus: Wie können wir diesen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen garantieren, in einer Zeit, in der man sich nicht oder eben nur virtuell sieht?

Wir haben laufend Formate entwickelt, wie wir diesen Austausch gestalten können. Wir haben gelernt den Moment anzunehmen, sich der jeweiligen Situation anzupassen, aber dann total mutig und entschlossen das jeweilige Angebot maßgeschneidert zum jeweiligen Zeitpunkt anzubieten. So haben wir beispielsweise alle 14 Tage „open staff meetings“ mit dem gesamten MAM-Team durchgeführt, mit dem Ziel, die Stimmungslage und vor allem den Need der Mitarbeiter:nnen abzufragen. Wir wollten zuhören und daraus Angebote schaffen.

Damit konnten wir aus der Krise sogar etwas Positives mitnehmen. Die Mitarbeiter:nnen haben gemerkt, sie werden gehört und wir sind für sie da, wir gehen einen gemeinsamen Weg.

Bei dir klingt das alles fast schon „einfach“ – und vor allem logisch. Man muss die Mitarbeiter:nnen in Prozesse und Entscheidungen einbinden, damit diese zufrieden sind und ihre Arbeit dann auch gut machen. Aber oftmals fällt das den Unternehmen schwer. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Gutes ist immer einfach. Nur bei halbherzigen Umsetzungen, bei denen man nicht voll dahintersteht, da wird es dann kompliziert. Natürlich gibt es viele Tools, die man einsetzen kann. Letztendlich ist es Sehen, es ist Zuhören, es ist Erkennen, es ist Lösungen anbieten. Und dann Vollgas. Das ist das, was ich tue.

Schöner hätte man es auch nicht sagen können. Wenn du auf deine gesamte HR-Karriere zurückblickst, hast du besondere Projekte oder Meilensteine, auf die du zurückblickst, die besonders hervorstechen und die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Ja, zweifellos. Auch wenn mir heute am Abend wahrscheinlich noch sieben weitere ähnlicher Bedeutung einfallen werden, das erste Projekt, an das ich denke und das ich teilen möchte, ist das Projekt „True Champion“. Da geht’s einfach ganz stark um die Weiterentwicklung der Organisation und unser Ziel ist es ja eine Premium Organisation zu werden. Woher kommt dieses „True Champion“? MAM Baby wird oft als „Hidden Champion“ bezeichnet, heißt, relativ unbekannt im Heimatland, tatsächlich aber international wahnsinnig erfolgreich. Wir haben aber nichts zu verstecken. Wir wollen „True Champion“ sein – und auf diesem Weg befinden wir uns seit zweieinhalb Jahren. „True Champion“ ist ein Motto, ein Anspruch – „True Champion“ als Organisation, „True Champion“ als Team und als Person. Auf der Persönlichkeitsebene geht es darum, was macht mich ganz individuell aus, warum stehe ich jeden Tag auf, was will ich sein. „Because there is a big difference between just doing something and putting all your heart and soul into it.”

Du bist in einer Führungsposition in einem internationalen Unternehmen tätig und Mama von zwei wunderbaren Kindern – Wie bekommst du alles unter einen Hut? Hast du ein Geheimrezept?

Ich habe kein Geheimrezept. Relativ schnell habe ich schon erkannt, dass Super-Mom zu sein und eine Position im Top-Management – also beides gleichzeitig – sich nicht ausgehen wird. Also ich bin wirklich keine Verfechterin von „Kind und Karriere – alles geht“. Selbst mit Abstrichen ist es immer unfassbar anstrengend. Punkt. Wir kennen das doch alle: Im Job möchte man immer mehr bei seinen Kindern sein. Und wenn man bei den Kindern ist, möchte man auch erreichbar sein für seine Kolleg:innen, wenn sie gerade ein toughes Thema am Tisch haben. Es ist immer eine Gratwanderung. Mein Glück ist definitiv meine Mama. Sie ist eine riesengroße Unterstützung, sie hilft mit den Kindern das Ausmaß an dauerhafter Nähe und familiären Abläufen zu geben, die ich mir für sie vorstelle. Und hätte ich nicht meine Mutter, könnte ich meinen Job in der jetzigen Form nicht ausführen. Ich habe mich ganz bewusst für Kinder und eine Familie entschieden. Aber ich liebe auch meinen Job. Ich darf den Weg des Unternehmens gestalten und mit wunderbaren Kolleg:innen zusammenarbeiten. Dafür bin ich dankbar und das begeistert mich. Meine Arbeit fühlt sich daher nicht wie Arbeit an.

Natürlich hat die Umstellung auf ein flexibleres und hybrideres Arbeiten auch mir sehr geholfen. Dank Homeoffice ist es möglich, Fahrtzeiten zu sparen und ich kann mit meinen Kindern jetzt auch gemeinsam Mittagessen.

Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Gibt es etwas, das du in privater oder beruflicher Hinsicht noch geplant hast bzw. dir vornimmst? Was möchtest du noch umsetzen oder erreichen?

Erste Assoziation: Eigentlich bin ich gerade rundum zufrieden.

Wir haben in den letzten Jahren so viele tolle Projekte gestartet und ich weiß, dass ich diese bis zum Ende mit 100% Konsequenz, Ausdauer und Begeisterung durchziehen werde. Wissend, es gibt kein Ende. Wir haben uns im Unternehmen auch sehr viel ausgetauscht über dieses „infinite game“. Aber ich habe gelernt, das mit Freude zu sehen. Ich bin froh darüber, dass es immer neue Herausforderungen gibt, dass es immer Potenzial zur Weiterentwicklung gibt.

Und ich muss auch ständig an meiner Selbstorganisation arbeiten. Im Privaten wie im Beruflichen. Das war und ist eine riesengroße Herausforderung – im Job heißt das: Wie bringt man die Verfügbarkeit für die vielen Kolleg:innen, die den Austausch suchen, in Einklang damit, eigene Projekte voran zu bringen. Beispielweise als Moderatorin in Work Sessions zu gehen, die auch wirklich akribisch vorzubereiten, um diese Begeisterung und Freude spürbar zu machen und Output zu garantieren – und das wiederum einhergehend mit einem Postfach, das dann am Freitag Abend explodiert. Das ist manchmal unbefriedigend und da habe ich definitiv daran zu arbeiten, wie ich das am besten managen kann.