Das Orchester sitzt bereit und ist gestimmt. Ich betrete den Saal, um unsere erste Probe zu beginnen. Manche MusikerInnen behaupten, schon daran die Kompetenzen eines Dirigenten/einer Dirigentin ablesen zu können… und ich gebe ihnen zum Teil recht.

Als Dirigent bin ich mir bewusst: ALLES, was ich ausstrahle, kommt bei den MusikerInnen an.

Bin ich nervös und verkrampft – wie sollen sie dann entspannt spielen können? Bin ich müde und schlaff – wie wäre es möglich, energiegeladen und motiviert zu proben?

Kommunikation und Vertrauen

Unsere Kommunikation im Orchester, verbal und non-verbal, ist sehr direkt. Wir sitzen alle im gleichen Raum und die musikalische Reaktion erfolgt manchmal in unter einer Sekunde.

Wir müssen also ein ziemlich gutes Team sein, um gemeinsam Musik machen zu können.

Vertrauen spielt dabei eine sehr große Rolle: Die MusikerInnen sind Profis auf ihren Instrumenten!

Das ist ein großer Schatz, denn in jedem und jeder von ihnen steckt unglaublich viel Musikalität und Gestaltungswille. Ich bin überzeugt davon: Je mehr ich es schaffe, dass die MusikerInnen diese Kreativität einsetzen möchten, desto wertvoller und bewegender wird unser Konzert.

Würde ich ihnen jeden einzelnen Ton vorgeben und durch einen vorgefertigten Plan bestimmen, sodass sie ihn auf meine Art spielen müssen, würde ich sie einschränken und zu bloßen Ausführenden reduzieren. Das Ergebnis würde ein seltsam automatisiertes, unüberzeugtes Konzert werden.

Achtsame Aufmerksamkeit

Als Dirigent befinde ich mich in einem Zustand der achtsamen Aufmerksamkeit. Meine Sinne sind hellwach und ich erlebe den Moment im Hier und Jetzt.

Ich spüre die MusikerInnen und kann auf sie eingehen. Was brauchen sie im Moment, um gut spielen zu können? Ich bin top vorbereitet, ABER ich handle und entscheide im Moment mit unglaublicher Agilität. Routinen sind in meinem Leben als Dirigent nicht möglich: ich arbeite mit verschiedenen Orchestern, MusikerInnen, Konzerthallen.

Nur, wenn ich die Unterschiede wertschätze, kann ich deren Stärken nutzen!

Warum gibt es denn eigentlich so viele Parallelen zwischen DirigentInnen und Führungskräften?

Die Antwort gebe ich Ihnen: weil es um die Menschen und um Emotionen geht.

Je mehr man sich als DirigentIn und als Führungskraft seiner Möglichkeiten und seiner Aufgaben bewusst ist, desto besser kann man Co-Kreation ermöglichen.

Warum gibt es denn eigentlich so viele Parallelen zwischen DirigentInnen und Führungskräften?

Die Antwort gebe ich Ihnen: weil es um die Menschen und um Emotionen geht.

Je mehr man sich als DirigentIn und als Führungskraft seiner Möglichkeiten und seiner Aufgaben bewusst ist, desto besser kann man Co-Kreation ermöglichen.

Über den Autor
Unternehmenskultur

Azis Sadikovic

Der gebürtige Wiener Azis Sadikovic ist ein international tätiger Dirigent.

Von den Bayreuther Festspielen über das Danish National Radio Orchestra bis zum Nationaltheater Prag – die Liste der Orchester, die mit ihm zusammengearbeitet haben, ist lang. Viele berühmte SolistInnen wie Elena Maximova und Jonas Kaufmann, Whoopy Goldberg und David Garett standen mit ihm auf der Bühne. Azis Sadikovics umfassende Beschäftigungen zu gesellschaftlichen Themen wie Leadership & Diversität, Kreativität & Emotionen finden in seinen Keynotes Ausdruck. Darin gibt er der Businesswelt Eindrücke in seine Arbeit als Dirigent, die von positiver Kommunikation, Empowerment und Inspiration durchdrungen ist.

2020 gründete er das Start-up ClassiXX@NOW, das sich als ’Social Enterprise’ dafür einsetzt, klassische Musik auf einzigartige Weise einem jüngeren Publikum näher zu bringen. Azis Sadikovic ist Präsident des Vereins zur Förderung musikalischer Bildung ClassiXX@Now.

Wir bedanken uns bei Azis für die großartige Session am HR Inside Summit 2023!

Mehr Infos zu unserem Summit und dem 10 Jahre Jubiläum 2024 findest du hier: