Ich öffne die Tür des Meetingraums und führe den üblichen Smalltalk nach einem Interview. Die Bewerberin ist sichtlich erleichtert und strahlt förmlich über das ganze Gesicht. Ich bedanke mich bei ihr für das Gespräch, sage noch einmal, wann sie spätestens von uns wieder hören wird. Mit dem Öffnen der Lifttüren verabschieden wir uns und ich begebe mich zurück zu meinem Schreibtisch.

Plötzlich fängt mich ein neugieriger Kollege ab und fragt: „Na wie war das Vorstellungsgespräch, hat sie es geschafft?“ Ich lasse das Interview kurz in meinem Kopf Revue passieren. „Kennst du das Gefühl, wenn du auf einen Menschen triffst, bei dem du dankbar bist, ihn kennengelernt zu haben?“ Er sieht mich fragend an. „Es beflügelt mich, wenn solch großartige Talente, wie es diese Kandidatin ist, sich bei uns bewerben. Dies ist das ultimative Feedback! Wir machen etwas richtig im Recruiting.

Neues Selbstbewusstsein im Recruiting

Ihr habt das bestimmt auch schon erlebt, wenn euch eine*n Bewerber*in im Interview beeindruckt. Besonders bei talentierten Menschen mit einem beeindruckenden Skillset und ausgeprägten Softskills, ist es kein Zufall, dass sie sich bei euch bewerben. Solche Menschen suchen sich ihren Arbeitgeber genau aus. Speziell in einer vernetzten Welt zählt jeder Berührungspunkt mit der Arbeitgebermarke.

Im folgenden Beitrag möchte ich auf die wichtigsten Bereiche hinweisen, die eine gut aufgestellte Recruitingabteilung abdecken muss. Es braucht neues Selbstbewusstsein in der Personalsuche, denn wir sind lange nicht mehr nur reine „Doorkeeper“ und Stellenanzeigen-Verfasser. Recruiting entwickelt sich rasant weiter und bekommt in der heutigen Zeit einen neuen Stellenwert im Unternehmen.

Authentisches Recruiting

„Authentic Recruiting“ beschreibt die Einstellung als Unternehmen eine klare Vision, klare Werte und klare Ziele zu haben und dadurch die richtigen Mitarbeiter anzuziehen. Ja, dies bedeutet, dass manchmal fachlich gute Talente den Bewerbungsprozess nicht erfolgreich absolvieren. Auf lange Sicht sind die Vorteile aber eindeutig. Ein starkes Team, welches durch dick und dünn geht und Herausforderungen meistert. Als Recruiter müssen wir unsere Zielgruppe klar definieren und wissen wie sie ticken. Nur dann können wir sie auch wirklich begeistern.

Es geht um die Aufmerksamkeit

Recruiting muss sich viel mehr Gedanken darüber machen, wie sie die Augen der Zielgruppe erreichen, anstatt die Stellenausschreibung bis ins endlose zu optimieren. Ganz nach dem AIDA Marketing Model geht es darum zuerst die Aufmerksamkeit der Bewerber*innen einzufangen, denn erst dann ist es überhaupt möglich, ihnen die offenen Stellen zu präsentieren. Was mich zum nächsten Punkt bringt.

Ein Recruiting Kanal ist zu wenig

„Aber wir sind doch auf mehreren Stellenportalen.“, höre ich einige von euch jetzt denken. Das zählt aber nur als ein Kanal. Wie wäre es, wenn wir die Kandidat*innen genau dort erreichen, wo sie gerade sind. Mit dem Omni Channel Recruiting Ansatz machen wir genau das. Webseiten, Apps, Social Media, Karriereplattformen. Wir erzählen über die Plattformen hinweg eine mehrdimensionale Arbeitgeber-Story und generieren ein ganzheitliches Markenbild. Wie so eine Kandidate-Journey aussehen kann, könnt ihr hier nachlesen:  Omni Channel Recruiting – Wie Wir auf Kandidat*innen zugehen können

Markendenken in der gesamten Kandidaten-Journey

In einer vernetzten Welt prasseln Tausende an Informationen täglich auf uns ein. Es geht nicht nur darum, Rationale Informationen über hübsche Stellenanzeigen zu transportieren. Wir brauchen emotionalen Content! Es muss uns bewusst werden, dass wir langfristig eine starke Arbeitgeber-Marke kreieren wollen, die wie ein Magnet gute Talente anzieht. Das bedeutet Recruiting muss entweder eng mit dem Marketing zusammenarbeiten oder sich die notwendigen Skills selbst aneignen.

Aus der Trompete wird eine Klaviatur

Tööörööö wird suchen einen neuen Mitarbeiter, schallt es aus der Recruiting-Trompete. Laut und kurz, wenn sich niemand bewirbt, dann „trompeten“ wir noch einmal. Die Komplexität im Recruiting ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Es ist nicht mehr die Trompete in die wir hineinblasen, sondern ein elegantes Klavier, auf dem wir die Personalsuch-Symphonie spielen. Ein inspirierender Vortrag an einer Universität, mutige Formulierungen in der Stellenanzeige, emotionale Videos auf YouTube, packender Social Media Content, weitreichende Recruiting Anzeigen, spannende Datenauswertungen usw.. Recruiter sind heutzutage wie Dirigenten, die viele unterschiedliche Kanäle zusammenführen und anhand von Daten fundierte Entscheidungen treffen.

Arbeitgebergeschichten die begeistern

Ein guter Recruiter führt die Bewerber*innen, noch bevor sie einen Fuß in die Firma gesetzt haben, durch ihre Rolle. Er kennt das Unternehmen in- und auswendig und kann darüber eine fesselnde Geschichte erzählen. Es geht nicht nur um die Aufgaben, das Gehalt oder die Anforderungen. Der Recruiter malt vor dem geistigen Augen der Bewerber*innen was sie in ihrer Rolle bewegen können und zeigt ihnen einen neuen Platz in dieser Welt. Das klingt zwar kitschig, aber jeder Mensch möchte das Gefühl haben, etwas Bedeutendes für die Gesellschaft zu vollbringen. Besonders die neuen Generationen schwingen auf dieser Wellenlänge. Recruiter besetzen keine Stellen, vielmehr inspirieren sie Menschen für neue Aufgaben.

Seid euch eurer Rolle bewusst

Recruiter sind oft die Personen auf welche potenzielle Kandidat*innen zuerst treffen. In allem was ihr tut, transportiert ihr die Vision, die Werte und das Miteinander des Unternehmens. Das Scheinwerferlicht scheint nicht nur auf den Vorstand oder die Geschäftsführung, es scheint auch auf euch und eure Arbeit. Übernehmt diese Verantwortung, denn dann werdet ihr merken wie wichtig eure Rolle im Unternehmen ist, was wiederum zu neuem Selbstbewusstsein führt und einem Umdenken im Recruiting.

Über den Autor

Davorin ist Gründer und digital Recruitment Stratege bei This is Recruitment. Mit seiner Organisation unterstützt er Unternehmen Mitarbeiter über Social Media zu rekrutieren und eine starke Employer Brand aufzubauen. Weiters ist er externer Vortragender an der Wirtschaftsuniversität und hat mit über 4.000 Teilnehmer*innen Workshops in den Bereichen Recruiting, (digital) Storytelling und Kommunikation gehalten.